Ein letzter (langer) Rückblick aus Bangkok

A.S.:
Ich habe lange nichts geschrieben. (Jetzt habe ich dafür lang geschrieben). Verzeiht. Aber Ihr wisst, dass kann nur heissen, dass ich mit Herz, Seele und Körper unterwegs war. Herz hat zuletzt dominiert, und das ist schön so. Vielleicht habe ich - unerwartet - wie alle Einsichten - noch eine weitere Antwort auf "die grosse Frage" bekommen? "Que bien, que passa algo en ese corazon de piedra." Que bien - wie gut.
Dennoch - oder deshalb - möchte ich die letzten Wochen seit dem bestürzenden Besuch der Killing Fields in Kambodia zusammenfassen. Die Reise abrunden, zumindest im Blog.

Angkor Wat

Die grösste und beeindruckendeste Tempelanlage Südostasiens. Auch recht alt. Im 12. Jhdt fing der Bau an. Ging drei Jahrzente lang. Dann wurden die Tempel jedoch Jahrhunderte lang vernachlässigt, und auch der Krieg und das Rote-Khmer Regime hat nicht viel zur Erhaltung der Anlagen beigetragen. Anlagen ist übrigens nicht übertrieben: Die Tempelruienen erstreckecken sich auf mehr als 1,5 Quadratkilometer. Wir (immernoch und schon wieder der chilenische Webetexter) haben ein dreitages-Ticket gekauft und sind per Fahrrad und Motorrad tatsächlich insgesammt über 15 Stunden durch das weitläufige Terrain gestreunt - in Begleitung von Hunden, Affen, Souvenier-verkaufende Kinder und natürlich einem Schwall weiterer Touristen, die sich aber recht gut in dem grossen Komplex verteilen, bis auf heissbegehrte Sonnenauf- und -untergangs Spots. Schaut euch die Fotos an. Es ist schön. Ich muss jedoch ehrlich gestehen, dass ich die spirituelle (Hinduistisch-Buddhistische), architektonische und historische Bedeutung der Bauten nicht richtig schätzen konnte. Vielleicht hätte ich mich besser einlesen sollen (die  Beschilderung lässt zu wünschen übrig) oder mir einen lokalen Guide leisten. Oder nochmal kommen, wenn ich alt bin, in einem Butique-Hotel in Siem Riep unterkomme und statt des Streetfoods die hochkarätige Seafood-fusion Küche kennen lernen darf.
Interessant war der Ausflug aus Siem Reap Richtug See Tonle Sap, wo wir durch ein heruntergekommenes, penetrant nach faulem Fisch riechendes und zugemülltes Fischerdorf spaziert sind, umgeben von Kindern die teils badeten, teils lächelten und teils bettelten. Der Blick auf den See und die Reisfelder von der Spitze des Phnom Pron Hügels hat den kurzen Aufstieg gelohnt.Wieder: Schaut Euch die Fotos an.

Nach Angkor Wat: Die Inseln.
Drei, an der Zahl. Zunächst bleiben wir, trotz Dollar-Preise in Kambodia.

Koh Rong

Koh Rong im Süden, Bucht von Siam, Fähre aus Shianoukville. Die Insel ist kleiner als ich dachte. Die Fähre trägt keine Autos, das Dorf an dem es anlegt, hat keine Strassen, nicht einmal Motorräder. Hostels, Bars, Restaurants und Resorts säumen die sandige Strandpromenade. Wir laufen links, südlich zum Police Beach, abseits des Rummels, wo wir uns ein gemütliches Bungalow mit Meeresblick leisten. Man lebt nur einmal. Das Highligt der Insel: Nachdem man zu Fuss den steilen Steig einer Halbinsel westwärz überquert, gelangt man zur Long Beach. Ein 7 km langer Streifen der (noch - die Maschienen haben am Südende schon mit Abholzungen begonnen) unbebaut daliegt. Wald, weisser Sand und tuquiseblaues Wasser - Facebook-Profilfoto-verdächtig. Nach einer Stunde Strandspaziergang sehen wir ein, dass wir das Dörfchen im Norden der Bucht, Sok San, nicht vor Sonnenuntergang erreichen würden, und freuen uns über die kleine Bungalowanlage verloren im weissen Sand der Bucht, wo wir Wasservorräte aufstocken können. Nach dem Sonnenuntergang nimmt uns ein Boot rund um die Halbinsel mit zurück. In die 4 $ pro Person haben wir hineinverhandelt, dass wir anhalten um mit leuchtenden Plankton zu schwimmen. Wahnsinns Erlebniss: Schwimmen in der Milchstrasse und über dir leuchten auch Sterne.



Koh Chang

Nach drei Tagen geht es zurück nach Thailand. Koh Chang (die Elefanteninsel) liegt östlich von Bangkok, Richtung Kambodia, und es wird gesagt, dass die Insel ihre Ursprünglichkeit besser erhalten konnte, als die Touristen Hochburgen im Süden. Zunächst - vor allem nach Koh Rong - ist das nicht mein Eindruck. Die nord-östliche Seite, wo die Fähre anlegt (diesmal mit Autos, Motorrädern und Bussen) hat keine sandigen Strände, zumindest keine schönen. Wir mieten uns ein Mofa und gehen auf die Suche. Nord-westliche Strände mit Namen wie "White Beach" und "Paradise Beach" überspringen wir anbetracht der schicken Resorts und dem entsprechend extrapolierten Preisverhältnissen. Strände sind grundsätzlich zugebaut. Bungalow und Hotel Resorts wuchern. Man muss Pfade zwischen ihnen finden um zum Wasser vorzudringen. Doch die Strände sind nie privat, höchstens von den Liegen können dich höfliche Resortangestellte verjagen. Wir schlafen vier Nächte in verschiedenen Bungalows, finden unseren Platz nicht.  Tagsüber klappern wir - mit dem Motorrad über die Achterbahnstrassen entlang bejungelten Hügeln und Bergen - die Strände ab, Nachts gibts Lifekonzerte an der Lonely Beach. Und wunderschöne Sonnenuntergänge. Schlecht ist es auch hier nicht, wir freuen uns unseres Schicksals und unserer letzten Tage zusammen. Andrés (so heisst der chilenische Werbetexter, und wer bis hierher gelesen hat, hat auch das Recht, dies zu erfahren) muss am 13. Dezember aus Bangkok nachhause fliegen. Der letzte Abend auf der Insel ist schon etwas deprimierend. Auch in Bangkok haben wir keine Lust auf Khao San Getöse. Der Flug geht eh frühmorgens...

Koh Pangan

Warum ich - alleine geblieben - unbeding die Party-Insel Thailands als nächstes (und letztes) Ziel ausgesucht habe, weiss ich nicht genau. Koh Tao ist für Taucher, Koh Samui zu gross. Phuket und Co zu weit. Den Besuch in Singapur bei Irisz muss ich aus Zeitgründen absagen. Ich wäre eh mit einer Heul-Stimmung dort angekommen... (zumindest tut sich etwas in diesem Herz aus Stein). Pläne: ich könnte in ein Yoga Retreat für die lezte Woche, doch die Zeit ist knapp für sowas und die Stunden teuer. Ich Couchsurfe bei Birgit Popp, eine Charaker-Braut, über die ich einen eigenen Eintrag schreiben sollte. Sie lebt seit sechs Jahren in Thailand und teilt ihr Bungalow (direkt am Meer) mit ihren drei Katzen und den Couchsurfern, wenn es denn passt. Am Strand lern ich drei deutsche Sunnyboys kennen, statt Jungle-Experience Party penn ich denen aber nach zwei Whisky-Cola weg. Ein Erlebniss ist der Dome: Ein abgefahrenes Hippie-betriebenes Kräuter-Dampfbad mit Lagerfeuer, Tee und Suppe wo ich zwei Abende bis Mitternacht in Tiefenentspannung verbringe. Der letzte Abend, Kontrastprogramm: Birgit arbeitet an der Bar in einer Party in der Beach-Bar Merkabar, schläust mich ein und verhilft mir zu der notwendigen Flüssigkeitsmenge um bis acht Uhr morgens durchzutanzen. Man stellt sich vor: Sonnenaufgang über dem Meer, entspannter Break Beat und Bikini-Models tanzen im Halbrausch auf dem weissen Sand zwischen Pool und Meer, der von weiteren Koktail-schlürfenden Bikini-Models und ihren zugehörigen Kens bevölkert wird. Fehlanzeige: Erstens sind wir auf der Westseite der Insel, somit könnten wir, auch wenn es (zweitens) nicht in Strömen regnen würde keinen aufsteigenden Feuerball beobachten. Nicht so schlimm, der Berliner DJ ist gut, das internationale Party-Volk drängt sich auf der überdachten Tanzfläche denn niemand will im Regen los. Bis um neun Uhr als er etwas nachlässt, doch der Himmel bleibt bewölkt. Gut dass man die Nacht durchgemacht hat, man kann mit gutem Gewissen den Tag verpennen. Bis um vier Uhr Nachmittags, als meine Fähre geht. Zurüch nach Bangkok, aus Strand wird eh nichts mehr.



Es schliesst sich der Kreis: Bangkok.
Nun bin ich wieder hier. Wieder im Flapping Duck Hostel für 3 Euro 50 die Nacht, entsprechend wenig kann ich auf der steinharten Matraze schlafen. Die Stadt pulsiert noch, reizt aber nicht mehr so. Ich bin auf Weihnachtsgeschenke-Jagd. Zwei Tage noch, dann ist der Zauber vorbei.

P.S.:
Es war ein Zauber. Tatsächlich. Und ich schreibe, wie ich anfangs versprochen habe, keinen "Schaut-her-wie-gut-es-mir-geht" Blog. Der Anfang war langsam, zwischendurch ein Down, die Angst und das Hoch während dem Motorradtrip durch Vietnam (Hier steht noch eine - lustvolle - Beichte aus). Doch habe ich lange nicht mehr mit dieser Häufigkeit gedacht was für ein Schweine-Glück und überdurchschnittlich privilegiertes Leben ich habe. Was zwei Monate und zweitausend Euros alles können. Wie oft man beide Ressourcen für so viel Unbedeutenderes verschwendet. Die Menschen, die ich treffen durfte, die Natur, Städte, Tempel, Dörfer. Das Meer, die Sterne (und Schnuppen!), Sonnenauf- und Untergänge (langsam wird's kitschig), die Gefahren und Herausforderungen des alleine Reisens, tägliche kleine Selbstüberwindungen, Entdeckungen, Freuden, tiefe Freuden. Ich hoffe das Gefühl bleibt ein Weilchen in mir lebendig. Trotz europäischem Winter, Einwanderungskrise und ungarischer Politik. Auch sonst hätte es sich gelohnt, aber ich hoffe doch, dass etwas Langfristges bleibt von der Reise; ich hoffe, sie hat mich verändert. Danke an alle, die mir geholfen haben, dies zu erleben (Papa, Mama, Kati, Oma, Andi, Isti, mein Arbeitgeber, Dóri, Benno und allen Freunden für die Tips).

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